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04.04.2023

Ohne Digitalstrategie bleiben Transformationsprojekte oft Flickwerk 

Ein Gespräch mit unserem Partner Dr. Andreas Rebetzky 

Andreas, die taskforce AG engagiert sich in der Digitalisierungsinitiative „Mission Top 5“, um die digitale Transformation insbesondere mittelständischer Unternehmen voranzutreiben. Wie steht es aus Deiner Sicht um die Digitalisierung im deutschen Mittelstand? 

Da möchte ich mir so global kein Urteil erlauben. Was ich weiß, ist, dass viele Unternehmen vor enormen Herausforderungen stehen und dabei zum Teil ambitioniert starten, ohne sich die Zeit für eine ausgereifte Digitalstrategie zu nehmen. Das ist zwar nachvollziehbar, denn der Wettbewerb schläft nicht und manche Lösung liegt auf der Hand oder wird von Software-Anbietern erfolgreich propagiert. Wenn digitale Systeme aber nicht integriert geplant und umgesetzt werden, bleiben solche Projekte schnell stecken oder ist das Ganze am Ende Flickwerk. 

Woran scheitern digitale Transformationsprojekte? 

In der Regel wird die Komplexität von Digitalisierungsprojekten einfach unterschätzt. Oft treibt ein Fachbereich eine Maßnahme, etwa ein Softwareprojekt, ohne dabei die „Risiken und Nebenwirkungen“ in anderen Bereichen zu berücksichtigen. IT-Architekturen sind aber wie riesige Mobiles. Wenn man an einer Stelle zupft, gerät das ganze System in Bewegung. Entsprechend haben Insellösungen oft gravierende Auswirkungen auf die bereichsübergreifende Logistik und Qualität der für den Unternehmenserfolg immer wichtiger werdenden Daten. 

Ressourcen oder Kompetenzen. Woran fehlt es am meisten? 

Sowohl als auch. Der Arbeitsmarkt für Digitalisierungsexperten ist leergefegt. Heute müssen Berufsanfänger das Wort „digital“ ja nur fehlerfrei buchstabieren und schon bekommen sie ein Job-Angebot. Im Ernst: Der Fachkräftemangel ist in unserem Feld wirklich extrem und das hemmt die digitale Transformation auf allen Ebenen. Aber auch bei den Kompetenzen sieht es in den Firmen oft nicht so gut aus. Punktuelles Wissen ist meist da, jedoch fehlt es zum Teil an übergreifenden strategischen Kompetenzen, was nicht verwundert, wenn die Leute im dicht gedrängten operativen Tagesgeschäft zu selten Zeit für Weiterqualifizierungen bekommen. Und in kaum einem anderen Bereich ist das Wissen von heute, oft schon morgen kalter Kaffee. 

Kannst Du solches Inseldenken an einem Beispiel beschreiben? 

Beim Aufbau eines eCommerce-Systems sind viele Unternehmenssysteme beteiligt: Von der Materialwirtschaft, über die Logistik, bis zum Kundenstamm und den Konditionen. Das Fehlen einer übergreifenden Gesamtarchitektur führt zu Projekten, die nur partiell gelingen. So fehlen beispielsweise wichtige Informationen über verfügbare Varianten. Diese entstehen oft im Produktmanagement und sind nicht immer im ERP-System, sondern in nicht verbundenen Parallelsystemen, wie z.B. einem Product Information Management-System abgebildet. 

Welchen Beitrag kann die Mission Top 5 leisten? 

Die Digitallotsen der MT5 haben nachgewiesen, dass sie ein großes Kompetenzspektrum abdecken und vor allem echte Praxiserfahrungen und Umsetzungserfolge haben. Ihr Business-IT Hintergrund versetzt sie in die Lage, die kritischen Punkte beim Kunden schnell zu erfassen und auf die wesentlichen Erfolgsfaktoren frühzeitig hinzuweisen.  

Welche Anforderungen muss ein Digitallotse der MT5 erfüllen? 

Es gibt über 30 Kompetenzdimensionen. Darunter klassische Themen wie IT-Governance, Infrastruktur und Prozesssysteme. Aber auch neuere Themen werden behandelt. So zum Beispiel webbasierte Geschäftsmodelle, Augmented Reality, Data Mining oder künstliche Intelligenz. Dabei geht es um das Grundverständnis und die Zusammenhänge der Themen. Für die Zertifizierung als Digitallotse werden die Kompetenzen in über 300 Fragen geprüft und jedes Jahr muss ein „Update“ gemacht werden. 

Und wer setzt die mit den Digitallotsen gemeinsam entwickelten Strategien dann um? 

Der Digitallotse unterstützt mit seiner ganzen Umsetzungserfahrung beim Teamaufbau, coacht die Führungskräfte und hilft bei der Gesamtorchestrierung der digitalen Transformation. Die operative Umsetzung muss im Unternehmen erfolgen. Im besten Fall entwickeln sich die Unternehmen schrittweise zu digitalen Unternehmen. Im Partnernetzwerk der MT5 sind zudem mittelstandserprobte Systempartner zertifiziert. In Zusammenarbeit mit den Digitallotsen bilden sie eine äußerst wirkungsvolle Kombination – wenn der Kunde es will. 

Was genau können nun Interim Manager besser als Digitalisierungsberater? 

Beratungsunternehmen liefern oft gute Konzepte. Allerdings fehlt oft die Umsetzungsdimension: Was kann das Unternehmen überhaupt leisten? Welche Kompetenzen sind vorhanden? Welche fehlen und müssen an Bord geholt werden? Der Digitallotse kommt mit seiner geballten Erfahrung und spannt ein Netz auf, das die Erfolgschancen der Transformationsprojekte signifikant erhöht. Erfolgskritisch ist dabei natürlich auch die Kultur: Digitalisierungsprojekte mit einem tayloristischen Ansatz scheitern mit höherer Wahrscheinlichkeit als solche, die ein Digitallotse mit architektonischem Sachverstand und agilem Mindset initiiert.  

Aber warum sollten die Firmen dafür nicht gleich einen festen Manager anstellen? 

Wenn man so schnell den Geeigneten findet... Ein Digitallotse ist zudem nicht in der Organisation verankert und kann unabhängiger agieren. Bei der Digitalisierung ist das ein wichtiger Vorteil, da fast alle Transformationsprojekte fachbereichsübergreifend sind. Der Lotse hat keinen „eigenen Garten“ im Unternehmen, sondern ist für die Gestaltung des Gesamtbildes verantwortlich. Als digitale rechte Hand der Geschäftsführung analysiert er den Ist-Zustand und zeigt realisierbare Möglichkeiten, um ein kohärentes, also im Takt schwingendes Unternehmen zu schaffen. 

Herzlichen Dank für das Gespräch, Andreas. 

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