Georgiy Michailov, geschäftsführender Gesellschafter der Struktur Management Partner GmbH (SMP), über den rasanten Anstieg des Restrukturierungsbedarfs und das systemisch ausgerichtete Geschäftsmodell-Redesign von SMP.
Vorträge hinterlassen dann einen bleibenden Eindruck, wenn Sie einen hohen Praxisbezug haben und zugleich mit Sichtweisen überraschen, die zum Denken anregen. Einen solchen Impuls bot Georgiy Michailov den teilnehmenden Partnern der taskforce AG. Er stellte aktuelle Entwicklungen auf dem Restrukturierungsmarkt, den Geschäftsmodell-Redesign-Ansatz sowie Erfolgsfaktoren der Konzeptumsetzung vor.
Das vom Finance Magazin und SMP halbjährlich erstellte Restrukturierungsbarometer zeigt einen massiven Anstieg der Restrukturierungsfälle. Dass die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung herausfordernd ist, war den Interim Executives der taskforce natürlich bekannt. Dass die Zahlen aber eine so deutliche Sprache sprechen, hat ebenso überrascht, wie die Erwartungen für die kommenden Jahre.
Besonders hoch ist der Restrukturierungsbedarf bereits seit einigen Jahren im Automotive-Sektor sowie im Maschinen- und Anlagenbau. Deutlich verschärft hat sich die Lage vor allem im Bau und Handwerk. Unternehmen, die bereits in den letzten Jahren Transformationsprozesse bspw. der Digitalisierung angeschoben haben, stehen erwartungsgemäß besser da. Betroffen sei jetzt vor allem die „Old Economy“, die die notwendigen Veränderungen zu halbherzig oder gar nicht umgesetzt hat. Zugleich steigt der Anpassungsdruck weiter, während die Halbwertzeit der Geschäftsmodelle immer kürzer wird.
Ein deutlicher Indikator für den Transformationsbedarf ist das Abrutschen der deutschen Volkswirtschaft in der Weltrangliste der digitalen Wettbewerbsfähigkeit vom Platz 16 im Jahr 2013 auf Platz 23 im letzten Jahr. Ähnliches gilt für die Innovationskraft und selbst in seiner bisherigen Generaltugend, der Produktivität, fällt Deutschland weiter zurück.
Neben den herausfordernden nationalen wie geopolitischen Rahmenbedingungen trägt Herrn Michailov zufolge vor allem die zu hohe Verschuldung vieler Unternehmen zum Anstieg des Insolvenzgeschehens bei. Umstrukturierungen und Bemühungen um Schuldenschnitte sowie Refinanzierungen sind übliche Reaktionen auf krisenhafte Situationen. Um Unternehmen aber nachhaltig aus der Krise zu führen, legt SMP den Fokus ihrer Beratungsleistungen vor allem auf das Redesign bestehender Geschäftsmodelle. Für eine tragfähige Neuausrichtung und Konsolidierung verfolgt sie im Wesentlichen fünf Schritte.
- In der Wertpositionierung wird analysiert, welche der Unternehmensstärken geeignet sind, um einen differenzierenden Kundennutzen zu schaffen.
- Um ein Wertangebot zu formulieren, das diese Wertpositionierung erfüllt, werden die margenstärksten Produkte und Dienstleistungen identifiziert.
- Der Schritt Wertschöpfung hinterfragt, welche internen und externen Ressourcen in welcher Kombination benötigt werden, um das Wertangebot profitabel herstellen, vertreiben und vermarkten zu können.
- Die Wertabschöpfung widmet sich der Entwicklung eines attraktiven Angebots- und Preiskonzepts, das es erlaubt, die maximale Zahlungsbereitschaft der Kunden abzuschöpfen.
- Im Schritt Wertdisziplin wird schließlich geprüft, welche Führungsressourcen und Steuerungsinstrumente nötig sind, um alle strategischen und operativen Maßnahmen konsequent umsetzen zu können und so eine nachhaltige Profitabilität zu gewährleisten.
Die zentralen Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Umsetzung eines Redesigns liegen nach den Erfahrungen von SMP im Dreieck Strukturen, Menschen und Performance. Fehlen klare Strukturen, läuft die Umsetzung chaotisch. Werden die beteiligten Menschen nicht richtig eingebunden, gerät die Umsetzung zu technokratisch und wird sie folglich im Unternehmen nicht konsequent gelebt. Und mangelt es schließlich an der Leistungsorientierung, bleibt die Umsetzung insgesamt wirkungslos.
Um seine Aussagen zu untermauern, bot Herr Michailov abschließend einen Einblick in das ebenso profitable wie stabil wachsende Geschäftsmodell von SMP. Kennzeichen sind unter anderem eine flache Hierarchie, ein hohes Maß an Selbststeuerung und der im Beratungsgeschäft außergewöhnliche Verzicht auf Bonifizierung von Einzelleistungen. Stattdessen sind alle Mitarbeitenden am Unternehmenserfolg beteiligt. „Das Spiel spielt die Spieler“ lautet die systemische Maxime, der SMP in der Beratung wie in der Führung der eigenen Organisation folgt. Es seien nahezu immer die gestaltbaren Rahmenbedingungen, die über den Erfolg von Unternehmungen entscheiden, weshalb die permanente Arbeit „am System“ für Unternehmensentwickler und -entscheider ungleich wichtiger ist als die operative Arbeit im System. Auf die Frage welche Empfehlungen er für Restrukturierungsprozesse geben könnte, verwies er auf eine gut durchdachte und stark redundante Kommunikation. „Erst wenn Sie Ihre Botschaften schon längst nicht mehr hören können, sind sie vielleicht in der Organisation angekommen. Darüber hinaus bin ich kein Freund von Rezepten, sondern von Prinzipien. Die lassen sich viel besser auf andere Situationen übertragen.“
Über Struktur Management Partner
Vom Pionier des Turnaround-Managements zu einem der deutschlandweit profiliertesten Beratungshäuser für den gehobenen Mittelstand. Heute setzt Struktur Management Partner erfolgreich Standards für wirksame Transformation, digitale Performance, Resilienz und wachstumsbasierten Turnaround. Immer wenn es ernst ist oder wenn es ernst gemeint ist, stehen unsere rund 110 Berater und Beraterinnen mit einzigartigem, wertorientierten Mindset, eigener Geschäftsmodell-Methodik und erwiesener Umsetzungsstärke den Mandanten zur Seite. Das Ergebnis: maximaler Payback, eine aktuelle Weiterempfehlungsrate von 98 Prozent und die mehrfache Auszeichnung als "Beste Berater" im deutschen Mittelstand oder auch als "Berater des Jahres".