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16.03.2021

taskforce Geschäftsleitungsmitglied Axel Steffen im Gespräch mit unserem neuen Senior Advisor Andreas Wölfer

Andreas, Du arbeitest seit einigen Monaten mit taskforce als Kooperationspartner zusammen. Seit März dieses Jahres bist Du in einer erweiterten Rolle als Senior Advisor für uns unterwegs. Was verbindest Du Deiner neuen Rolle?

In der Tat besteht unsere Verbindung seit dem letzten Jahr. In dieser Zeit konnten wir bereits gemeinsam Neukunden für taskforce akquirieren. Und die Art, wie professionell und serviceorientiert die Anfragen der potenziellen Kunden bearbeitet wurden, hat mich von Anfang an überzeugt. Deshalb ist es nur konsequent, die Zusammenarbeit jetzt als Senior Advisor weiter auszubauen. Darauf freue ich mich.

Du blickst auf eine über 30-Jährige erfolgreiche Karriere zurück. Welche Erfahrungen haben Dich am meisten geprägt?

Da gab es viele Auf- und Abwärtsbewegungen sowie spannende Themen. Besonders die Finanzkrise 2008 und die damit verbunden Auswirkungen haben mich intensiv bewegt. In dem Zusammenhang hat man sich als Top-Banker einige grundsätzliche Gedanken über sein Berufsbild gemacht. Nach der Bewältigung der schlimmsten Krisen hat dies 2011 dazu geführt, dem Bankberuf den Rücken zu kehren und nochmal ein neues berufliches Wirkungsfeld zu suchen.

Die Finanzindustrie hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert. Spätestens durch die Finanzkrise sowie durch die zunehmende Digitalisierung sind die traditionellen Geschäftsmodelle der Banken unter Druck geraten. Was ist der Grund dafür, dass sich deutsche Banken mit dem notwendigen Transformationsprozess so schwertun?

Eine gute Frage auf die es nicht die eine Antwort und schon gar keine kurze Antwort gibt. Aber ich will aus meinem Blickwinkel versuchen, sie kurz zu beantworten. Viele Verantwortliche stecken in der „Legacy“ Ihres Unternehmens fest und waren bisher nicht mutig genug, neue Wege zu gehen. Bisher sehe ich nur, dass neben dem Aufräumen dieser Altlasten immer mehr Restrukturierungsprogramme mit dem Schwerpunkt der Kostenoptimierung gefahren und dabei die tradierten Geschäftsmodelle mehr oder minder weitergefahren werden. Dies hat bisher für die deutschen Institute keinen substanziellen Erfolg gebracht. Darüber hinaus ist die deutsche Bankenlandschaft über die drei Säulen Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Privat-Banken weiterhin viel zu fragmentiert. Rechts und links sind spannende Fintech-Unternehmen entstanden, die immer mehr Kunden gewinnen. Das zeigt, dass die tradierten Finanzhäuser noch immer nicht auf dem richtigen Weg sind.

Ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Top-Banker 2011 einen kompletten Wechsel der Branche vollzieht und sich mit dem Mittelstand und hier im Speziellen mit der Textilindustrie beschäftigt?

Das war auch kein ganz einfacher Schritt. Aber wie ich bereits erwähnt habe, wollte ich nach vielen Fusionen, Restrukturierungen und der Bewältigung der Auswirkungen der Finanzkrise noch einmal etwas völlig anderes machen. Wie immer im Leben prägen einen persönliche Beziehungen am meisten. So hat es mir ein befreundeter Unternehmer möglich gemacht, in den Textilbereich einzusteigen. Zunächst als „Finanzer“ und dann, nachdem ich die Abläufe dieser Branche umfassend kennengelernt habe, auch als General Manager. Das war sehr spannend für mich und ich muss zugeben, dass mich die Produkte der Textilindustrie stets mehr als die Produkte der Finanzindustrie begeistert haben.

Der Handel und hier die Textilindustrie gehört zu den großen Verlierern der Corona-Krise. Was ist von dieser Entwicklung noch zu erwarten und wie werden die Auswirkungen auf die Branche, die Städte und die Kunden sein?

Der stationäre Textilhandel und die Textilproduzenten haben schon vor der Corona-Krise mit großen strukturellen Problemen zu kämpfen gehabt. Die Pandemie ist vor allem ein großer „Brandbeschleuniger“ dieses Prozesses. Die Bedeutung des E-Commerce, die Notwendigkeit der Digitalisierung, der damit verbundene Margendruck, das veränderte Kaufverhalten der Kunden sowie die zunehmend geforderte Nachhaltigkeit belasten die Ergebnisse der Marktteilnehmer schon seit einigen Jahren. Jetzt, mit der Schließung der Läden im Lockdown, ist der Umsatz bis zu 75 Prozent eingebrochen und viele der Händler und Produzenten stehen vor enormen Problemen. Insbesondere die Liquidität dürfte bei vielen Unternehmen sehr knapp werden und es ist anzunehmen, dass es in dieser Branche zu einer ganzen Reihe von Insolvenzen kommen wird.

Auch die Innenstädte werden durch viele Ladenschließungen an Attraktivität verlieren und dies hat wiederum negative Auswirkungen auf die Bevölkerung. Insgesamt müssen alle Beteiligten – und damit meine ich die Politik, die Verbände und die Unternehmen – gemeinsam an Konzepten arbeiten, um den Niedergang einer ganzen Branche und die damit verbundenen Auswirkungen zumindest abzufedern. Derzeit sehe ich, dass die Verantwortlichen wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlage verharren und zu wenig agieren. Eine Parallele zur deutschen Finanzindustrie die im internationalen Vergleich auch deutlich verloren hat.

Welche Ansätze ergeben sich Deiner Meinung nach aus den genannten Veränderungen der Branchen für die taskforce und die Zusammenarbeit mit Dir?

Konsolidierungsprozesse gehen immer auch mit Chancen und Veränderungen einher. Die Finanzindustrie muss sich auf ihre Kernkompetenzen und den Kundennutzen konzentrieren. Kostenintensive eigene Abwicklungs- und Backoffice-Einheiten können und sollten outgesourct werden. In diesem Zusammenhang werden erfahrene Projektmanager gesucht, wie sie taskforce bietet. Und die Textilbranche steht vor einem großen Konsolidierungsprozess mit vielen Restrukturierungen und vermutlich auch einigen Insolvenzen. Hier sind u. a. krisenerprobte CRO (Chief Restruction Office) gefragt, die ebenfalls im taskforce-Pool zu finden sind.

Nachdem Du dich entschieden hast, keine Organfunktionen mehr anzunehmen, wie hat sich Dein Berufsleben verändert und was hat jetzt Priorität in Deinem Leben?

Zunächst genieße ich es sehr, wieder mehr zu Hause zu sein und meine Familie zu sehen. Denn in den letzten 20 Jahren war ich meist unter der Woche nicht zu Hause. Das hat mich durchaus belastet und war auch für meine Familie nicht immer einfach. Dann bin ich ein sportlicher Mensch und freue mich in der Natur jetzt öfters meinen Hobbys, dem Radfahren, dem Wandern sowie dem Golfspielen, nachgehen zu können. Aber ich möchte natürlich auch noch beruflich aktiv sein – auch wenn nicht mehr so operativ. Deshalb bin ich auch über unsere Kooperation sehr dankbar.

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