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31.10.2019

Seit der Gründung des Unternehmens im Jahre 1902 hat sich die Firma Räuchle GmbH + Co. KG auf dem Gebiet der Herstellung von Präzisionsteilen in großen Stückzahlen einen guten Namen gemacht. Das Unternehmen mit aktuell ca. 300 Mitarbeitern produziert mehr als 150 Millionen Präzisionsdreh- und Kaltfliesspressteile pro Jahr überwiegend für die Automobilindustrie.

Nach Abschluss eines 8 monatigen CRO/COO Mandates mit Insolvenzplan Fokus und Übergabe an den neuen Geschäftsführer sprachen wir mit dem Investor Dr. Michael Schumann, Geschäftsführer bei der DUBAG Group über die erfolgreiche Sanierung (Beendigung der Insolvenz in Eigenverwaltung) und Übernahme der Räuchle GmbH + Co. KG.

Sehr geehrter Herr Dr. Schumann, wie stellte sich die Ausgangslage für Sie als potentieller Investor dar?

Die Räuchle GmbH + Co. KG in Dietenheim ist ein Hersteller von Kaltfliesspress- und Präzisionsdrehteilen mit einer Kundenstruktur vorwiegend in der Automobilindustrie. Im Zuge der WLTP Umstellung und der damit verbundenen Volumenanpassungen der Automobilhersteller geriet die Räuchle Ende 2018 in schwieriges Fahrwasser, was letztendlich in einer Insolvenz in Eigenverwaltung, mit Beginn Dezember 2018, endete.

Schon vor der Insolvenz befand sich die Räuchle GmbH + Co. KG auf Investoren-suche und war mit unterschiedlichen strategischen bzw. Finanzinvestoren im Gespräch. Unter anderem auch mit der DUBAG. Trotz der plötzlichen und unerwarteten Insolvenz haben wir nach erneuter Prüfung an unserer Kaufabsicht festgehalten. Wir sehen in der Räuchle GmbH + Co KG viel Potential durch die Kombination der vorhandenen Technologien bestehend aus der Umformtechnik für Kaltfliesspressteilen und der integrierten Zerspanung. Darüber hinaus verfügt die Räuchle über weitgehend stabile Kundenmärkte mit Ausbaupotential, einen modernen Maschinenpark sowie qualifiziertem Personal in der Produktion.

Was war für Sie auschlaggebend neben dem bestehenden Alt-Geschäftsführer und den Insolvenzspezialisten von Schneider Geiwitz einen Interim Manager (CRO/COO) zu platzieren, wohl wissend, den Ausgang der Insolvenz noch nicht zu kennen?

Für uns war es wichtig, das Unternehmen und letztendlich die Eigenverwaltung inkl. das Management sofort durch einen erfahrenen Interim Manager zu unterstützen, der alle wichtigen Entscheidungen und Maßnahmen im Kontext der Insolvenz identifiziert, sofort versteht, koordiniert und steuert. Mit Herrn Michael Nagel (Partner der taskforce Management on Demand GmbH) konnten wir einen erfahrenen branchen-übergreifenden Experten für diese sehr komplexe Aufgabe gewinnen und über den Sachwalter erfolgreich implementieren. Aufgrund der bereits angesprochenen Komplexität sind für diese Aufgabe Fähigkeiten notwendig, die die bestehende Struktur nicht bieten konnte.

Um welche besonderen Fähigkeiten ging es da im Detail?

Eine Insolvenz in Eigenverwaltung steht erst einmal unter einem enormen Zeitdruck und ist somit hinsichtlich Priorisierung und Zeitmanagement sehr anspruchsvoll. Für umfassende Analysen besteht in solchen Sondersituationen nur wenig Zeit. Insofern sind eine ausgeprägte schnelle Analytik und hohe Auffassungsgabe durch den Interim Manager notwendig. Und das von der Stunde Null an. Dies setzt umfangreiche Erfahrung voraus, richtige und wichtige Entscheidungen müssen quasi im Minutentakt getroffen werden, weil sich die Situationen in einer Insolvenz auch ständig ändert bzw. ändern kann. 

Des Weiteren müssen Kunden bedient und informiert gehalten werden. Das Zusammenspiel von Lieferanten zur Rohstoffversorgung mit den Mengenabrufen der Kunden ist zu koordinieren. Und dies alles in einer angespannten Liquiditätssituation. Darüber hinaus bedarf es einer hohen Empathie, Mitarbeiter in diesen schwierigen Zeiten mitzunehmen und insbesondere Schlüsselpositionen zu halten bzw. auszubauen, um den Produktionsbetrieb und die Kundenversorgung aufrecht zu erhalten. Letztendlich geht es hier auch um die Initiierung und Umsetzung eines konsequenten Change- und Transformationsprozesses, um tradierte Vorgehensweisen und Ansichten zu ändern, um in einem ersten Schritt die Hürden für den notwendigen Insolvenzplan zu nehmen.

Welche Aufgaben wurden darüber hinaus durch den Interim CRO/COO gelöst?

Neben den bereits beschrieben Herausforderungen war eine Restrukturierung und damit eine angepasste Personalkostenstruktur für den Erhalt der Räuchle ein wichtiger Baustein für den Insolvenzplan. Herrn Nagel als Interim COO/CRO hat die entsprechenden Weichenstellungen mit dem Betriebsrat zum Interessenausgleich und Sozialplan sowie die Grundvoraussetzungen für einen Sanierungstarifvertrag mit der IG Metall geschaffen. Insofern ist es uns somit gelungen, im Sanierungszeitraum die Personalkostenquote auf ein marktübliches Niveau anzupassen. Darüber hinaus wurden unterschiedliche Finanzthemen durch Herrn Nagel in Zusammenarbeit mit der Finanzbuchhaltung identifiziert, koordiniert und erfolgreich in enger Abstimmung mit dem Sachwalter umgesetzt.

Würden Sie bei einer ähnlichen Aufgabenstellung wieder auf die Funktion eines Interim Managers zurückgreifen?

Ja, auf jeden Fall, denn die Erfahrungen, die wir mit Herrn Nagel sammeln konnten, sind überaus positiv. Insbesondere wenn Zeit ein äußerst knappes Gut ist – wie bei einer Insolvenzsituation – muss man extrem schnell handeln und kann nicht mit einem Headhunter 3 bis 5 Monate nach einem geeigneten Kandidaten suchen.

Herr Dr. Schumann, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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