Ein Case unseres INTERIM EXECUTIVES Gerhard Henschel
Ein zu einem lateinamerikanischen Konzern gehörendes und in den USA ansässiges Unternehmen der Kunststoffindustrie mit einem Jahresumsatz von ca. 1,4 Mrd. USD und rund 3.000 Mitarbeitern produziert Mikrorohre für Glasfaserkabel zum Ausbau der Telekommunikation.
Das europäische Mikrorohrgeschäft war in einer niederländischen Schwester-Division eingebunden, das auf Rohrsysteme im Wasser- und Abwassermanagement spezialisiert ist. Das Geschäftsfeld sollte daher herausgelöst und in Europa mit neuen Standorten entwickelt werden. Da das von Unternehmensberatern verantwortete Projekt nach neun Monaten noch keine relevanten Fortschritte erzielt hatte, wurde es mit einem erfahrenen Interim Manager neu aufgesetzt. Ziel des Mandats war es, den Projekterfolg innerhalb von fünfzehn Monaten sicherzustellen. Wenige Monate nach Projektstart begann die Corona-Pandemie.
Für fünf neue europäische Standorte (DE, PL, FR, SE, NO) wurden neue Gesellschaften im Rahmen von steueroptimierten Ausgliederungsvereinbarungen gegründet. Dazu mussten Betriebsräte überzeugt, Business Blue Prints definiert und SAP eingeführt werden, die Produktion innerhalb Europas teilweise verlagert, die Lieferketten optimiert sowie die Stammdaten harmonisiert werden. Für den Roll-out wurden in der Projektstruktur für jedes Land sieben Workstreams gebildet (Recht, Steuern, Finanzen, Produktion, Logistik, IT und HR), die erforderlichen Aktivitäten je Land und Workstream mit entsprechendem Zeitplan definiert und ein enger Projekt- und Erfahrungsaustausch sichergestellt.
Eine besondere Komplexität ergab sich aus der Anforderung, dass am Tag der Unternehmensneugründung auch das operative Geschäft von der einen zur anderen Division übergehen sollte. Hier galt es, die operativen Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Funktionen aufzuzeigen sowie Lösungen in Arbeitsplänen mit Zielvorgaben festzulegen und zeitnah nachzuverfolgen. Über wöchentliche Steering-Committees und Stand-up-Meetings mit den Workstreams wurden Fortschritte und Risiken gemeinsam besprochen und, dort wo nötig, die Unterstützung der Vorstandsmitglieder eingefordert. Zur Pandemiezeit waren präsenzbasierte Gruppenarbeiten kaum möglich. Aufgrund der Internationalität des Unternehmens waren die Mitarbeiter im Umgang mit den vorhandenen digitalen Kommunikationskanälen aber bestens geübt, so dass die Zusammenarbeit im Homeoffice kein Hindernis war.
In drei Teilschritten konnten die fünf Gesellschaften im vierten Quartal 2020 trotz Pandemie operativ tätig werden. Das unter den herausfordernden Rahmenbedingungen zum Go-Live nicht alles perfekt sein konnte, erklärt sich von selbst. Das erste Quartal 2021 wurde deshalb genutzt, um weitere Optimierungen zwischen Produktions- und Lieferketten sowie der SAP-Abbildung vorzunehmen. Zum Projektabschluss bedankte sich der überaus zufriedene Auftraggeber für die gelungene Zusammenarbeit: „Thank you for your leadership, professionalism and „cat herding“ ability. You brought structure, focus and organisation to one of the most complex initiatives I have ever been involved in.“