Wie Lean Management-Methoden das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen unterstützen
Von unserem Geschäftsleitungsmitglied Eva-Haeske-Braun
Die Transformation in Richtung einer nachhaltigen und taxonomiefähigen Wirtschaft bereitet vielen Unternehmensentscheidern erhebliche Sorgen. Die nationale und europäische Politik verschärft die Nachhaltigkeitsvorschriften in immer kürzeren Abständen und die Unternehmen stehen durch die zahlreichen, oft unnötig bürokratischen Regelungen unter erheblichem Anpassungsdruck.
Doch längst nicht alles ist neu an der ESG-Taxonomie. Wenn man sich erinnert, dass der Begriff der Nachhaltigkeit seinen Ursprung in der Wirtschaftlichkeit im engeren Wortsinn hat, also im sparsamen und effizienten Umgang mit Ressourcen aller Art, dann kommen erfahrenen Managern unweigerlich altbekannte Methoden in den Sinn. So lohnt sich etwa der Blick auf bewährte Effizienzsteigerungs- und Kostensenkungsmodelle wie Kaizen. Das dem Lean Management-Ansatz folgende Prinzip der „Veränderung zum Besseren" (japanisch: Kaizen) geht auf Taiichi Ohno, den Erfinder des Toyota-Produktionssystems und Masaaki Imai, dem Wegbereiter der modernen Kaizen-Philosophie zurück. Kaizen lässt sich hervorragend auf das Thema Taxonomiefähigkeit übertragen. Denn neben der ganzheitlichen Identifikation aller Wertströme ist die Vermeidung jeglicher Verschwendung eines seiner Eckpfeiler.
Schon vor über 80 Jahren identifizierte Taiichi Ohno bei Toyota sieben „Muda“ als Arten der Verschwendung in der Produktion, die auch dem Erreichen von Nachhaltigkeitszielen häufig im Wege stehen:
- Transport – Ineffiziente Transportwege: Jeder unnötige Transport von Materialien oder Produkten beansprucht Ressourcen, die hätten eingespart werden können.
- Inventory – Zu hohe Bestände binden Kapital und kosten unnötige Ressourcen für Errichtung, Betrieb und Instandhaltung von Lagerflächen.
- Motion – Unnötige Bewegung von Menschen oder Maschinen können zu Verschleiß, Unfällen, Gesundheitsgefährdungen und erhöhtem Energieverbrauch führen.
- Waiting – Wartezeiten: Das Warten auf Materialien, Werkzeuge, Arbeitskräfte oder Maschinen verschwendet Zeit und Ressourcen.
- Overproduction – Überproduktion über die bestehende Nachfrage durch unzureichende Abstimmung zwischen Vertrieb und Produktion verursacht unnötig hohe Lagerbestände.
- Overengineering – Überbearbeitung von Produkten durch überdimensionierte Planung und redundante Prozesse führt zu hohen Kosten und bietet den Kunden keinen Mehrwert.
- Defects – Fehler: Die Produktion von Ausschuss und fehlerhaften Produkten und Dienstleistungen ist die offensichtlichste Form von Verschwendung.
Formuliert man die Verschwendungsarten positiv, zeigen sich wichtige Stellschrauben für das wirtschaftliche Erreichen von ESG-Zielen:
- Optimierte Takt- und Transportplanung
- Just-in-time Bereitstellung, Pull-Prinzip
- Optimierung der Produktion, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
- Schlanker Einsatz aller Ressourcen, optimierte Mitarbeiter- und Maschinenauslastung
- Pull-Prinzip, Nachfrageorientierte Produktion bspw. mittels Business Intelligence
- Agile Produktentwicklung, Prozessoptimierung, KVP
- Mitarbeiter-Schulungen, Entwicklung einer Fehlerkultur
Bislang richten sich die ESG-Anforderungen „nur“ an Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden. Je nach Umsatzvolumen sind aber bereits ab 2024 bzw. 2025 auch kleinere mittelständische Unternehmen verpflichtet, die ESG-Richtlinien zu erfüllen. Daher sollten die notwendigen Umsetzungsprozesse, schon allein aufgrund der langen Vorlaufzeiten, umgehend geplant werden.
Die Reduktion von Verschwendung kann jederzeit in nahezu allen Unternehmensbereichen aufgenommen werden. Sie führt zu Einsparungen, fördert bei allen Beteiligten die für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitstransformation unabdingbare Bewusstseinsänderung und ebnet direkt wie indirekt den Weg zur Erfüllung der ESG-Auflagen.
Mit dem externen, unverbauten Blick unserer INTERIM EXECUTIVES und EXPERTS unterstützen wir Sie gerne bei der Reduktion von Verschwendungen, dem effizienteren Einsatz von Ressourcen sowie bei der Erreichung Ihrer ESG-Ziele, bspw. durch effektives Programm-Management. Sprechen Sie uns gerne an – auch wenn Ihr Unternehmen bislang noch nicht unter die gesetzlichen Vorschriften fällt.