Unser Partner Dr. Marcus Kind, bis April 2024 Interim Mitglied der Geschäftsführung und Christoph Epe, CFO der MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG, im Gespräch über die Bedeutung und Herausforderungen der Nachhaltigkeitstransformation sowie nötige Maßnahmen für ihr Gelingen.
Mittelständische Unternehmen stehen heute vor großen Herausforderungen, wenn es darum geht, Werte im Sinne einer regenerativen Ökonomie zu schaffen. Die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichtserstattung ist nur ein Teil davon. Gerade die Erarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie und deren Integration in die unternehmenseigenen Entscheidungsprozesse fordert viel Aufmerksamkeit und das Engagement der Belegschaft.
Christoph, wo steht MENNEKES in puncto Nachhaltigkeit?
Bei MENNEKES ist Nachhaltigkeit nicht nur ein leeres Wort. Wir haben uns frühzeitig mit der nachhaltigen Transformation auseinandergesetzt. Uns geht es nicht allein darum, die rechtlichen Anforderungen der EU zu erfüllen. Wir sehen Nachhaltigkeit vielmehr als wichtigen Werttreiber, der uns zusätzliche Chancen im Markt eröffnet. Mit konkreten Maßnahmen leisten wir bereits heute unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt. Dabei betrachten wir Nachhaltigkeit von allen Seiten: Die ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekte des Themas denken wir sowohl strategisch als auch in der Umsetzung stets zusammen.
Vor allem aber möchten wir als Unternehmen unseren Beitrag zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen leisten. Als Pionier der Elektromobilität und Entwickler des „Typ 2“-Ladesteckers gestalten wir mit unseren intelligenten eMobility- und Automotive-Ladelösungen die nachhaltige Verkehrswende von Beginn an mit und steuern weltweit unseren Teil zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. Nach dem Motto „Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an“ gehen wir mit verschiedenen freiwilligen Nachhaltigkeitsmaßnahmen, wie zum Beispiel eigener Solarstromerzeugung an unserem Standort Kirchhundem-Welschen Ennest, oder aber der Umstellung unseres Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge voran. Durch besondere Projekte wie die Nutzung von 100% Ökostrom seit 2018 oder das Heizen von Gebäuden durch die Abwärme unserer Produktion möchten wir unseren CO2-Footprint immer weiter reduzieren. Die Renaturierung des Rahrbaches auf unserem Firmengelände, oder die Unterstützung der Wiederaufforstung des heimischen Waldes sind weitere Bestandteile unseres Engagements, um nur ein paar zu nennen.
Wie genau habt Ihr das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen verankert?
Die Geschäftsführung der MENNEKES-Gruppe steht geschlossen hinter Nachhaltigkeit, wobei ein Mitglied die Verantwortung für das Thema und dessen Organisation hat. Unter dem Vorsitz dieses Geschäftsführungsmitglieds haben wir einen internen Nachhaltigkeitsrat als zentrales Entscheidungsgremium etabliert, der die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie steuert und überwacht, die Risiken managt und Maßnahmen empfiehlt, die in verschiedenen Nachhaltigkeitsteams umgesetzt werden. Der Rat ist verantwortlich für die Governance-Strukturen und -prozesse und stellt sicher, dass die Maßnahmen der verschiedenen Unternehmensbereiche, Zentralbereiche und Auslandsgesellschaften mit der Nachhaltigkeitsstrategie übereinstimmen.
Neben dem Nachhaltigkeitsrat haben wir einen Beauftragten für Nachhaltigkeit ernannt, der eine Zentralabteilung für Nachhaltigkeit aufgebaut hat und diese führt. Dieser Abteilung haben wir Nachhaltigkeitsfelder wie Umwelt- und Energiemanagement, aber auch Arbeitsschutz und Betriebliches Gesundheitsmanagement zugeordnet. Die Zentralabteilung organisiert und koordiniert Nachhaltigkeitsthemen und -aufgabenstellungen im Unternehmen. Sie unterstützt den Rat bei der Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie und organisiert die Aktivitäten des Nachhaltigkeitsrates.
Wie seid Ihr bei der Identifikation der für MENNEKES wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte vorgegangen?
Zunächst einmal ist herauszustellen, dass wir Nachhaltigkeit als eine Gemeinschaftsaufgabe ansehen, in die wir unsere Mitarbeitenden und externen Partner einbeziehen. Um sich unserer eigenen „Wesentlichkeit“ bewusst zu werden, haben wir zunächst Interviews zur Identifikation und Vorauswahl von Handlungsfeldern durchgeführt. Auf Grundlage dieser Ergebnisse haben wir im nächsten Schritt eine Wesentlichkeits-/Materialitätsanalyse zur Bewertung der Relevanz der identifizierten Nachhaltigkeitsthemen für uns durchgeführt. Im Ergebnis wurden so acht wesentliche Handlungsfelder identifiziert, die unsere Nachhaltigkeitsstrategie bestimmen.
Welche Rolle spielt das Thema „Kreislaufwirtschaft" in diesem Zusammenhang für Euch?
„Kreislaufwirtschaft" ist eines der acht identifizierten wesentlichen Handlungsfelder und wird deshalb zukünftig eine höhere Bedeutung bekommen. Auch unser Ziel ist es, die eingesetzten Ressourcen möglichst lange und hochwertig im Kreislauf zu halten. Erste praktische Maßnahmen zur Operationalisierung einer verbesserten Kreislaufführung haben wir bereits umgesetzt.
Wie bereitet sich das Unternehmen auf das immer anspruchsvollere Nachhaltigkeits-Reporting vor?
Die Relevanz der Nachhaltigkeitsberichterstattung wird in der EU und auch weltweit kontinuierlich zunehmen. Wir haben uns frühzeitig mit den regulatorischen Anforderungen auseinandergesetzt und monitoren diese kontinuierlich, um rechtliche Interventionen zu vermeiden. Ab dem Berichtsjahr 2025 wollen wir einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen, der sich nach den Vorgaben des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) richtet.
Welche weiteren Erfolgsfaktoren für die Nachhaltigkeitstransformation erachtest Du als relevant?
Nachhaltigkeit ist kein Sprint, sondern bedeutet für MENNEKES eine langfristige, schrittweise Transformation, in der unsere Mitarbeitenden eine zentrale Rolle spielen. Nachhaltigkeit muss in allen Unternehmensbereichen verinnerlicht werden. Die nachhaltige Unternehmensausrichtung und die Anschlussfähigkeit bei allen Beteiligten wird nur erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, unsere Nachhaltigkeitsziele und -werte glaubhaft in der internen Kommunikation zu vermitteln und entsprechend zu handeln. Daran arbeiten wir noch.
Des Weiteren sehe ich in der Digitalisierung einen wichtigen Erfolgsfaktor, da sie sich über alle Teilbereiche unseres Unternehmens erstreckt und dort Nachhaltigkeit oft erst ermöglicht. Die Daten- und Integrationsherausforderungen sind enorm, da es noch nicht das eine Software-System zur Erfüllung aller relevanten Informationsanforderungen gibt. ESG-bezogene Daten sind im Unternehmen teils fragmentiert und aktuelle Anwendungen müssen erweitert bzw. modifiziert werden. Für eine kohärente Berichterstattung und wirksame Steuerung sind wir jedoch auf eine hohe Datenqualität angewiesen. Zudem müssen wir zur Erfüllung der regulatorischen Vorgaben und Standards bei der Offenlegung von ESG-Information zusätzliche Maßnahmen zur Gewährleistung von Datensicherheit und Datenschutz treffen.
Wie geht es in Sachen Nachhaltigkeit bei MENNEKES weiter?
Nachhaltigkeit ist bei uns längst kein „Nice to Have“ mehr. Für ihre Integration in unsere strategische Ausrichtung werden wir uns ebenso ambitionierte wie messbare Ziele setzen. Für alle involvierten Organisationseinheiten wird es darum gehen, konsequent an der Umsetzung zu arbeiten und diese über das gesamte Unternehmen auszurollen. Die Nachhaltigkeitsziele werden schrittweise in die Unternehmensstrategie einfließen und diese unterstützen. Für die Zukunft sehen wir Nachhaltigkeit als wichtigen Bestandteil unseres Markenkerns und der Differenzierung. Dabei ist uns wichtig, das Gleichgewicht zwischen Regulierung und wirtschaftlicher Notwendigkeit zu halten.
Christoph, ich danke Dir für dieses Gespräch!
Über MENNEKES Elektrotechnik GmbH & Co. KG
MENNEKES ist einer der weltweit führenden Markenhersteller genormter industrieller Steckvorrichtungen und Elektromobilitätslösungen mit Vertriebsaktivitäten in über 90 Ländern. Die MENNEKES Gruppe beschäftigt global mehr als 1.600 Mitarbeitende, davon zwei Drittel an den deutschen Standorten. Hochqualifizierte Mitarbeitende, der Mut zu Innovationen sowie eine qualitativ hochwertige Produktpalette von über 15.000 verschiedenen Serien- und Sonderprodukten sind wesentliche Faktoren des permanenten Erfolges.