Der Industrie bleiben nur drei Jahre für die Transformation
taskforce Partner und INTERIM EXECUTIVE Robert Butz im Gespräch über zentrale Herausforderungen der Rüstungsindustrie.
Die Rüstungsindustrie steht vor einer massiven und anhaltenden Wachstumsphase. Sicherheitspolitische Anforderungen, schnelles Wachstum und industrielle Skalierung erfordern jedoch cross-funktionale Führungskompetenzen, die professionelles Interim Management umgehend zur Verfügung stellen kann.
Robert, als langjährig erfahrener Interim Manager mit Schwerpunkt Krisenbewältigung, Neuausrichtung und Geschäftsaufbau hast Du in Deinen Mandaten auch tiefe Einblicke in die Entwicklung der Rüstungsindustrie gewonnen. Westliche Militärexperten gehen zunehmend davon aus, dass Russland spätestens im Herbst 2028 in der Lage sein könnte, ein NATO-Land anzugreifen. Was folgt daraus für die europäische Rüstungsindustrie?
Diese Zeitmarke verändert alles. Wenn wir den Oktober 2028 als extern gegebene Deadline akzeptieren, bleiben der Industrie nur drei Jahre für einen signifikanten Fähigkeitsaufbau. Das ist im bestehenden Projektzyklus der Rüstungsindustrie nicht zu schaffen. Wir brauchen jetzt drastisch verkürzte Entwicklungs- und Produktionszeiten – und Führungskräfte, die in Tagen und Wochen statt in Monaten und Jahren wirksam werden. Interim Management kann hier wichtige Impulse geben, Brücken bauen und die Transformation beschleunigen, um Geschwindigkeit, Struktur und operative Umsetzung sofort zusammenzubringen. taskforce verfügt über INTERIM EXECUTIVES mit detaillierten Branchenerfahrungen. Einige von ihnen sind Reserveoffiziere mit aktiven Sicherheitsfreigaben.
Das Gefechtsfeld wird zunehmend von autonomen, unbemannten Systemen dominiert. Was bedeutet dieser Technologiesprung für die Unternehmen?
Wir sprechen nicht mehr über Zukunftstechnologie, sondern über eine operative Realität, die altgewohnte militärstrategische und taktische Annahmen über den Haufen werfen. Das hat massive Folgen für die Industrie, die in Teilen noch im Manufakturbetrieb produziert. Der entscheidende Faktor ist, ob Unternehmen jetzt in der Lage sind, KI-getriebene Sensorik, Steuerung und Waffentechnologie in serientaugliche und in Masse produzierbare Produkte zu überführen. Viele Startups liefern beeindruckende Einzeltechnologien, haben aber keine skalierbaren Systeme. Hier braucht es Führung mit technologischem Tiefgang, gepaart mit echter Industrieerfahrung. Die Zukunft wird nicht von Erfindern, sondern von integrierten Systemanbietern entschieden – und die entstehen nur mit stringenter Führung.
Auch das Eigenkapital ist zurück in der Branche – wie verändert das die Dynamik?
Investoren sehen im Rüstungsmarkt inzwischen mehr als nur Sondersituationen – sie erwarten nicht zuletzt auch angesichts des nach oben hin offenen Sondervermögens des Bundes massives strukturelles Wachstum. Doch viele der bestehenden Firmen sind derzeit weder skalierbar noch strategisch aufgestellt. Wenn es keine belastbaren Produkt-Roadmaps, keine marktfähige Pipeline und kein aktives Risikomanagement gibt, helfen auch viele zusätzliche Millionen wenig. Der klassische Fehler: Einzelprojekte werden gehypt, aber nicht industrialisiert. Investoren fordern Prozesse, Governance und ein belastbare wirtschaftliche Vorausschau. Die Ergänzung der Führungsmannschaft durch erfahrene Interim Manager bringt das hierfür erforderliche Knowhow und sichert die notwendigen zusätzlichen Kapazitäten.
Die Aufträge kommen in Milliardenhöhe, aber Lieferengpässe bremsen. Wo liegt das Bottleneck?
Engpässe bestehen nicht nur in der Fertigung, sondern auch im Systemdenken. Viele Unternehmen warten auf vertragliche Klarheit, bevor sie Kapazitäten aufbauen – das funktioniert in dieser Lage nicht mehr. Wir brauchen „Build Ahead“-Strategien, Material-Backups und neue Werke, die ohne Vollauslastung anlaufen. Gleichzeitig beinhaltet die Lieferkette heute vielfach noch Single Sources– besonders bei Präzisionsteilen. Ohne professionelles Supply Chain Engineering droht die gesamte Programmlinie zu kippen.
Wie steht es angesichts der anstehenden Transformationen um die Kultur in den Unternehmen und das Mindset der Mitarbeiter?
In der Industrie arbeiten auf allen Ebenen hervorragende Ingenieure, Facharbeiter und andere Experten. Eine Herausforderung liegt aber darin, dass viele von ihnen „stressfrei“ sozialisiert sind. In den Unternehmen wurde über viele Jahre vor allem auf Sicherheit und Qualität statt auf Performance und Time-to-Market optimiert. Wenn aber Fehlervermeidung über Ergebnisverantwortung steht, ist das unter den nun schnell wachsenden Anforderungen ein erheblicher Nachteil. Denn Geschwindigkeit entsteht nicht durch Hektik, sondern durch Klarheit, Priorisierung und Führung. Wer heute auf Mut und Ownership setzt, wird morgen Marktführer sein.
Robert, viele Unternehmen in der Rüstungsindustrie stehen nun vor der Herausforderung, mehrere große Projekte parallel zu managen. Wo hakt es nach Deiner Erfahrung am häufigsten?
Das Problem liegt in aller Regel nicht im Projektumfang, sondern in mangelnden Erfahrungen in der professionellen Steuerung komplexer Projekte und Programme. Viele Unternehmen sind es nicht gewohnt, mehr als ein Großprojekt gleichzeitig zu führen – insbesondere unter dem aktuell herrschenden der internationalen Lage geschuldeten Zeitdruck. Nicht selten fehlt es an Projektportfoliomanagement, verbindlichen Prioritäten und belastbarer Ressourcenplanung. Wer jetzt kein professionelles Multiprojektmanagement einführt, läuft unweigerlich in Zielkonflikte, Überlastung und Verzögerungen. Interim Manager können hier sofort Strukturen schaffen, standardisieren und die operative Umsetzung durch Einführung einer geeigneten Governance überwachen.
Die Industrie soll in kurzer Zeit zusätzliche Kapazitäten schaffen – neue Werke, neue Produkte, neue Stückzahlen. Wie gelingt ein schnelles produktionsseitiges Wachstum in so sicherheitskritischer Umgebung?
Ein erfolgreicher Ramp-up im Rüstungsbereich ist kein gewöhnlicher Industrialisierungsprozess. Neben technischen Standards sind Sicherheitsarchitektur, Genehmigungsfähigkeit und behördliche Abnahmen zentral. Produktionsplanung muss nicht nur mit der kommerziellen Auftragslage, sondern auch mit den politischen Erwartungen synchronisiert werden – und das mit einer Lieferkette, die oft nicht auf schnelles Wachstum ausgelegt ist. Klassische Linienorganisationen stoßen hier an ihre Grenzen. Interim Manager mit Ramp-up-Erfahrung unterstützen dabei, dass Standortaufbau, Personal, IT und Lieferantenanbindung parallel gedacht und umgesetzt werden.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Robert!